traurige neuigkeiten aus der domagkstraße

haus 49 steht vor dem aus.
schritt für schritt schrumpft die künstlerkolonie, die früher die größte ihrer art in ganz europa war,
obwohl haus 49 ein konzept vorgelegt hat wie es weitergehen könnte

über 300 künstlerInnen aus 36 nationen hatten dort in den ehemaligen kasernengebäuden ihr domizil, das sich inzwischen immer stärker auf haus 50 beschränkt. selektion nach bestimmten kriterien: wer durfte im frisch sanierten haus 50 ein atelier bekommen und wer nicht ? divide et impera ?

es ist irgendwie traurig und es passiert so sanft, innerhalb einer strikten machthierarchie, vermittelt über das kommunalreferat bis runter zu den vereinsvorständen, der wenig entgegengesetzt werden kann, auch wenn viele hochrangige politiker z.B. haus 49 gern erhalten hätten.
fast schon maschinell soll die stadtplanung abgewickelt werden.
ein weiterer netzknoten fällt aus,
obwohl es in letzter zeit 3 demos, performances, kunstaktionen, unterschriftenaktionen und partys gab und die gemeinschaft von haus 49 immer besser zusammengewachsen ist.

die spuren der domagkler im web sind zahlreich:

sub bavaria artikel über die domagkateliers
homepage der domagkateliers
links zu künstlern und organisationen rund um domagk
facebook-gruppe „Rettet Haus 49“
foto-dokumentation domagk
naturtalente seite
geschichte von raum 102
eine etwas ältere domagk-seite
domagkler auf myspace
hiphop-track von kooka burra und links zu weiteren videos
facebook-gruppe „deswohnzimma“
filmdoku der demo am marienplatz vom 15.4.2011

ein weiterer freiraum, haus 49, fällt den plänen zum opfer, auf die wir scheinbar keinen einfluß haben.
ein multiplikator für kreative weniger.
ein besonderer ort, den sehr viele leute kennen und kannten,
eine der seltenen verbliebenen kunstinseln dieser art soll plattgemacht werden,
wie auch schon zuvor haus 35, haus 38, haus 39, haus 16, haus 31, haus 45, mit ihren vielen kleinen filmfirmen, multimediabetrieben, grafikdesignern, videokünstlern, proberäumen, werkstätten, ateliers, computerlabors, studios, geheimnisvollen kellerräumen und den vielen werkstätten von autoschraubern drumrum und und und und und.

so hat es in der domagkstraße 33 früher ausgesehen

die domagk war ein rückzugsgebiet für leute, die sich in konventionellen strukturen unwohl fühlen.
ein dorf von unangepaßten innerhalb einer skurrilen mischung aus polizei- und BGS-kasernen, technischem hilfswerk, mechanikern, kleinen firmen, startups, einer kneipe mit balkansound, einem sikh tempel in dem es kostenlos leckeres vegetarisches essen gab, einer freichristlichen gemeinde, der alabamahalle mit ihren großdisco-veranstaltungen.
ein widerstandsnest, eine reale utopie, eine paradiesinsel mit psychodebatten und räuschen.
hier hatte ich 3.5 jahre ein atelier, habe viele gute ausstellungen gesehen, die mich inspiriert haben und so viele künstlerInnen kennengelernt wie sonst nie in meinem leben.
hier gab es viele gelegenheiten zum ratschen, begegnungen und kooperationen mit anderen kreativen, künstlerInnen, musikerInnen, computerfreaks, nerds, schreiberlingen, verrückten und unangepaßten,
möglichkeiten zum philosophieren über gott und die welt.

aus den beliebten und -im gegensatz zum konkurrenzprinzip der sportlichen poetry slams- völlig FREIEN open mic lesungen
ist hier z.B. auch der blaupause verlag entstanden

die alljährlichen domagktage, die open mic lesungen, die kleinen subkultur bars, die hunderten parties und vernissagen in kellern und dachböden waren unterhaltsam, lustig und nett- und sie hatten das gewisse etwas, das vielen anderen kunstszenen in münchen fehlt.
die domagk hat die kunst in münchen stark geprägt, und eben nicht nur weil etliche kunstakademie absolventInnen und künstler die schon einen namen hatten dort ihre ateliers besiedelten, sondern weil diejenigen dort untergekommen sind, die ein reguläres norm-dasein ablehnen.
diese leute haben dort genügend raum gefunden, sich in aller ruhe zu entfalten und gemeinsam zu entwickeln.

ein ort der sehr anders funktioniert hat als das 08/15 wohnhaus.
ein wichtiger kontrast zur kommerziellen kultur münchens.

wie geht es jetzt weiter ? haus 50 gibt es immerhin noch längere zeit, in hochsanierter form, ausgestattet mit gut verschließbaren türen mit bewegungsmeldern, und auch viele alte bäume stehen noch (wohl aufgrund der baumschutzordnung und weil vögel in ihnen nisten.)
die meisten der ehemaligen domagk-künstler wurden in die stadt und in alle welt zerstreut, aber tausende besucher, freunde und angehörige verbinden immer noch ganz besondere erinnerungen und erlebnisse mit dem namen domagkstraße..

die geschichte der zwischennutzungs-projekte in münchen zeigt, daß doch immer wieder größere gebäude auftauchen können.

aktuell zieht zum beispiel das ehemalige Zwischennutzungsprojekt puerto giesing ( auch so ein blühender und vielfältiger treffpunkt für kreative aller schattierungen ) demnächst in das Norkauer Haus in der Maxvorstadt

parallelen zum besiedlungsprojekt der vauban-kaserne in freiburg
oder auch zum eurotopia-netzwerk der ökodörfer, kommunen und wohnprojekte in europa
sind erkennbar.

und:
soll es dort, wo momentan abgerissen wurde, genauso glatt und stylisch aussehen wie gegenüber auf der anderen straßenseite,
wo innerhalb einiger jahre eine futuristische bürolandschaft, einkaufszentrum und moderne wohngebäude entstanden sind ?
nicht, daß ich (mit meinem neuperlacher hintergrund) was gegen science fiction- architektur hätte, aber WER darf die nutzen ?

 

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